Philippa Brueck, Miriam Hilker und Corinna Weiner malen Hamburg im Lockdown
Es ist ein Freiraum im Lockdown, den Christa Block mit dem Atelierstipendium geschaffen hat. Wobei „Freiraum“ durchaus doppeldeutig zu verstehen ist. Die Galeristin und Kunstsammlerin hatte Künstlerinnen und Künstler eingeladen, sich für einen zweiwöchigen Aufenthalt in einem von insgesamt drei Kunstzimmern im Grand Elysée Hamburg zu bewerben und sich in diesem persönlichen und künstlerischen Freiraum dem Thema „Hamburg im Lockdown“ malerisch anzunähern. Philippa Brück, Miriam Hilker und Corinna Weiner wurden unter rund 60 Bewerberinnen und Bewerbern von einer Jury ausgewählt und hatten die Zimmer im April für jeweils zwei Wochen bezogen. Geplant ist, die Werke, die in dieser Zeit entstanden sind, im Juni in der hoteleigenen Galerie im Elysée zu zeigen – vorausgesetzt der Besuch von Galerien ist dann wieder möglich.
„Die Pandemie und die damit einhergehenden Lockdowns haben die gewohnte Normalität zum Stillstand gebracht und für die meisten von uns eine neue alltägliche Lebenswirklichkeit geschaffen“, sagt Christa Block. „Ich bin überzeugt davon, dass solche außergewöhnlichen Situationen bei Künstlerinnen und Künstlern eine besondere Kreativität freisetzen. Die Idee der Kunstzimmer verbindet beides miteinander: meinen Wunsch, Künstler auch in diesen besonderen Zeiten zu fördern, und mit dem Thema ‚Hamburg im Lockdown‘ ein Stück Zeitgeschichte einzufangen.“
Eigentlich treffen sich im Grand Elysée Hotel Hamburg Gäste aus aller Welt, angereist zu Geschäftsterminen, zum Sightseeing oder für große Veranstaltungen. Momentan können in dem Fünf-Sterne-Privathotel an der Rothenbaumchaussee wie in allen anderen Hotels aufgrund der coronabedingten Beschränkungen aber nur wenige Menschen zu Gast sein. „Ich wollte dieser Situation etwas Gutes abgewinnen“, so Christa Block weiter. „Wieso also nicht einige der leeren Zimmer nutzen, um Künstler zu fördern, die von den Auswirkungen der Pandemie ja ebenfalls stark betroffen sind? Dieser Gedanke war mein erster Anstoß für die Kunstzimmer.“
Das Atelierstipendium für den zweiwöchigen Aufenthalt inklusive Verpflegung wurde über Social-Media-Kanäle, an norddeutschen Kunsthochschulen und die Berufsverbände bildender Künstler ausgeschrieben. Professionelle Künstlerinnen und Künstler sowie Masterstudierende, die gegenständlich arbeiten und ihren Lebensmittelpunkt in oder einen starken Bezug zu Norddeutschland haben, waren eingeladen sich zu bewerben. Neben einem Lebenslauf wurde auch um die Einsendung einer Übersicht aktueller Arbeiten gebeten. Von den rund 60 Bewerbungen wählte die Jury, bestehend aus Christa Block, Meike Woermann als Kuratorin der Galerie im Elysée, und Professor Christian Hahn von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg schließlich Philippa Brück, Miriam Hilker und Corinna Weiner aus. Als Kriterien dienten den Juroren dabei unter anderem ein überzeugendes Interesse der Teilnehmenden an der Ausschreibung, künstlerisches Können sowie eine Einschätzung, ob die Arbeiten sich in das Konzept der Galerie im Elysée einfügen würden. Darüber hinaus war ihnen wichtig, die Kunstzimmer sowohl an etablierte als auch an Nachwuchskünstler mit unterschiedlichen Bildsprachen, Arbeitsweisen und Lebensrealitäten während des Lockdowns zu vergeben.
Die drei ausgewählten Künstlerinnen waren frei in ihrer Umsetzung des Themas, einzige Vorgabe war das gegenständliche Arbeiten und die Verarbeitung der Besonderheit der aktuellen Situation.
Kunstzimmer und Veranstaltungsräume als Ateliers genutzt
Ihren Anreisetermin im April konnten die Künstlerinnen individuell wählen, und Miriam Hilker bezog als Erste am 11. April eines der Kunstzimmer. Die 1982 geborene Malerin und Galeristin lebt und arbeitet in Göttingen. Studiert hat sie an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. Ihre Bilder verbindet die Idee bzw. die Fragestellung, wie man sich in seiner Umgebung bewegt. Dabei lässt sie sich von Orten inspirieren, die sie besucht, und von Situationen, die sie erlebt. Es sei unmöglich, sagt sie selbst über ihre Arbeiten, die Dinge, die sie gesehen habe, genauso wiederzugeben wie sie waren. Aber die Stimmung und die Empfindungen könne sie abbilden und dem Betrachter so davon erzählen. Die Skizzen fertigt sie unterwegs an, zu eigenständigen Bildern entwickeln sie sich später im Atelier. Durch das Erinnern verändern sich die Gemälde. Interessant findet Miriam Hilker, welche Eindrücke prägnant in der Erinnerung bleiben – mal ist es die Farbstimmung, mal ein Gegenstand in der Landschaft. Ihre getuschten Malereien erscheinen wie verblasste Erinnerungen. Während ihres Aufenthaltes in Hamburg durchstreifte die Künstlerin die Stadt und skizzierte dabei ihre Eindrücke. Im Anschluss entstanden daraus weitere Arbeiten auf Leinwänden.
Corinna Weiner startete ihren Aufenthalt im Grand Elysée Hamburg am 14. April. Erinnerungen spielen auch im Werk der 1977 geborenen Berliner Künstlerin, die dort an der Hochschule der Künste (heute Universität der Künste) bei den Professoren Marwan und Georg Baselitz studiert hat, eine große Rolle. Ihre Arbeiten zeigen höchstpersönliche und gleichzeitig zu verallgemeinernde Bilder von sich und ihrem Umfeld. Zu ihrer unverwechselbaren Bildsprache gehört eine realistische Darstellung, die aber nicht die Abbildung des Moments in den Vordergrund stellt, sondern Stimmungen vermittelt und eine Ebene über das Konkrete hinaus eröffnet. Hier verbinden sich Atmosphäre, Erinnerungen und Lebensfragen. Sie hat sich dem Thema „Hamburg im Lockdown“ in der Tradition der Pleinair-Malerei genähert und im Freien, direkt vor ihren gewählten Motiven, so zum Beispiel auf St. Pauli oder vor dem Dammtor, mit Leinwand und Farben gearbeitet.
Mit Philippa Brück, die 1993 geboren ist, fiel die Wahl der Jury auf eine Studierende der HAW Hamburg. Nach ihrem 2017 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden im Fachbereich Theatermalerei abgeschlossenen Diplom, studiert sie nun hier im Fachbereich Illustration mit Schwerpunkt Malerei. Neben ihrem Studium ist Philippa Brück als freischaffende Malerin und Illustratorin tätig. Ab dem 21. April bewohnte sie eines der Kunstzimmer im Grand Elysée Hamburg und arbeitete in einem von ihr als Atelier genutzten Veranstaltungsraum an zwei großen Leinwänden gleichzeitig.
Die Ausstellung in der Galerie im Elysée ist für Juni geplant, sodass die Künstlerinnen auch nach der Beendigung ihres Aufenthaltes eine Zeitlang weiter an ihren Bildern arbeiten können.
Christa Block blickt voraus: „Mit ‚Hamburg im Lockdown‘ werden wir eine hochaktuelle Ausstellung in der Galerie im Elysée zeigen, die wie kaum eine andere die Betrachter bewegen wird, weil sie ihre eigene, unmittelbare Lebenswirklichkeit berührt.“
Insgesamt plant die Galerie im Elysée eine Ausstellung mit rund 30 bis 40 Bildern der Künstlerinnen. Man darf gespannt sein, was in den Kunstzimmern des Fünf-Sterne-Privathotels in diesem besonderen Projekt entstanden ist.
Hamburg, 5. Mai 2021
Pressekontakt:
Meike Woermann, Kuratorin Sammlung Block
Tel. (040) 41412-825, E-Mail: Meike.Woermann(at)grand-elysee.com
Bildmaterial können Sie hier downloaden:
https://cloud.block-gruppe.de/s/7YysXfPK9R8EQqA
Die Bildunterschriften lauten:
Miriam Hilker in einem der Kunstzimmer (Foto: Barbara Kloth / Galerie im Elysée)
Corinna Weiner vor dem Hamburger Dammtorbahnhof (Foto: Barbara Kloth / Galerie im Elysée)
Philippa Brück, Corinna Weiner, Galeristin Christa Block und Miriam Hilker im Grand Elysée Hamburg (Foto: Barbara Kloth / Galerie im Elysée)